Meinen Blog hier mit WUNDERSIE möchte ich mit einem sensiblen und wichtigen Thema starten: Stricken und Tierwohl. Die Leitfrage ist: Wie erkenne ich Wolle, bei der es den Tieren gut ging?
Noch vor der Gründung von WUNDERSIE beschlossen wir, mit unseren Produkten vielen Stricker:innen Freude zu bereiten und das nicht auf Kosten anderer.
Genau darum geht es mir beim heutigen Thema.
Ich stricke sehr gern und ich möchte mein Hobby nicht auf Kosten der Tiere ausüben.
Über die Zeit als Strickerin hörte ich immer mal wieder von den grauenvollen Praktiken in der Wollindustrie. Und ehrlich gesagt, beschäftigte ich mich lange Zeit rein oberflächlich mit diesem Thema. So war auch ich nicht immer ein Vorbild. Doch es kam der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich mit jedem gekauften Wollknäuel die Möglichkeit habe, mich für das Tierwohl einzusetzen.
Im Januar 2024 sprach ich mit Marco Scheel, dem Gründer von Nordwolle, zu dem Thema. Dazu gibt es einen Fusseltalk (das ist ein Live-Interview) auf meinem Instagram. Dort lernte ich viel über die Wollindustrie und wie sie mit dem Tierwohl in Verbindung steht.
Meine Learnings zum Thema Stricken und Tierwohl findest Du gleich unten.
Außerdem stehen am Ende noch Geschäfte, bei denen Du bedenkenlos für Deine Strickprojekte nach Wolle stöbern kannst. Denn hier wird Wert auf das Tierwohl gelegt.
Das erwartet Dich:
- Was für Schafarten gibt es?
- Welches ist das bekannteste Wollschaf?
- Wie sieht es mit den Langwollmerinos in Deutschland aus?
- Was ist dieses Mulesing?
- Worauf sollte geachtet werden?
- Wie sieht es mit Landschafrassen in Deutschland aus?
- Hier kannst Du guten Gewissens Wolle für Deine Strickprojekte kaufen.
Was für Schafarten gibt es?
Im Wesentlichen gibt es vier verschiedene Schafarten: Fleischschafe, Milchschafe, Landschafe und Wollschafe.
👉🏻 Fleischschafe leben für den Fleischertrag.
👉🏻 Milchschafe hauptsächlich für Milch.
👉🏻 Wollschafe für die Wollproduktion.
Und die Landschafe pflegen die Landschaft.
Häufig findet sich diese auch in deren Namen wieder, wie Rhönschaf, Coburger, Fuchs, Bentheimer Landschaf etc. Sie zeichnen sich meistens durch Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit aus, welches sie ideal für die Pflege auch karger Landschaften macht. Das klingt erst mal nicht so ansprechend, doch diese Schafe kommen damit wunderbar zurecht.
Alle diese Schafrassen müssen 1–2 Mal im Jahr geschoren werden, dabei sind besonders die Wollschafe für die Wollproduktion am wichtigsten. Bei den anderen drei Schafrassen ist es üblich, die geschorene Wolle zu entsorgen.
Es gibt auch noch Haarschafe, doch diese sind mit ihren Haaren für die Wollindustrie uninteressant. Da diese einen natürlichen Fellwechsel haben, sind es die einzigen Schafe, die nicht geschoren werden müssen.
Welches ist das bekannteste Wollschaf?
Die wohl bekanntesten Wollschafe sind die aus der Gruppe der Merinoschafe. Dank seiner besonders weichen Wolle ist sie die meistverwendete Wolle der Wollindustrie.
Weltweit sind die Langwollmerinoschafe die gefragtesten wegen ihrer vieler feinen Wolle.
Diese Schafe werden für den Wollertrag gehalten und die Lebensbedingungen dafür sind von Land zu Land unterschiedlich. Tierquälerei ist hier nicht ausgeschlossen.
Wie sieht es mit den Langwollmerinos in Deutschland aus?
Langwollmerinos gibt es kaum noch in Deutschland. Sie wurden damals aus Spanien in der DDR eingeführt und für den Wollertrag gehalten. In der Nachkriegszeit lohnte sich das Verkaufen der Wolle noch, sodass viele Schafe zum einzigen Zweck der Wollproduktion gehalten wurden.
Das Klima in Deutschland ist für Langwollmerinos allerdings zu feucht. Deren saugstarke und feine Wolle kann hier nicht trocknen. So haben sie ein ständig feuchtes Fell, was auf Dauer nicht gesund für die Schafe ist. Sie benötigen ein trockeneres Klima. Und da eine Schafhaltung für fokussierte Wollherstellung heutzutage nicht mehr rentabel ist, gibt es in Deutschland nur noch vereinzelt Langwollmerinos.
In Deutschland sind die Merinolandschafe hingegen wahre Multitalente. Sie werfen viel Fleisch ab, pflegen die Landschaft und geben pro Jahr etwa 3–4 kg Rohwolle ab.
Was ist dieses Mulesing?
Es ist eine brutale Methode, um den Schafen das Leben zu retten.
Merinoschafe kommen ursprünglich aus Afrika und fühlen sich in einem warmen Klima pudelwohl. Verständlich also, dass Australien und Neuseeland die top Exporteure für feine Merinowolle sind. Doch leider fühlt sich dort auch eine Fliegenart pudelwohl.
Durch Züchtung wurde die Haut der Schafe mehr, wobei ihre Größe gleich blieb.
Dadurch entstehen mehr Hautfalten.
Und hier kommen die Fliegen ins Spiel.
In den Falten im After- und Vulvabereich nisten sie sich ein und legen Eier. Die daraus schlüpfenden Larven fressen die Schafe dann bei lebendigem Leibe. 😢
Um den Tod der Tiere zu vermeiden, schneidet der Farmer die Hautfalten im After- und Vulvabereich ab. Das ist Mulesing. Alternativ wird das Schaf in ein Chemiebad getaucht. Beides ist schlecht für das Schaf.
Noch wichtig zu wissen: Die Fliegenart, wegen der man Mulesing betreibt, gibt es bislang nur in Australien und Neuseeland. Merinowolle aus anderen Ländern, wie Südafrika oder Peru, ist grundsätzlich Mulesing frei. Was nicht unbedingt bedeutet, dass sie gut gehalten wird, aber wenigstens etwas. 🙏🏻
Worauf sollte geachtet werden?
Gern würde ich Dir hier sagen, dass die glücklichen Schafe unter den Landschafrassen zu finden sind, doch das würde der Realität nicht gerecht werden. Wie Du Dir denken kannst spielen mehr Faktoren beim Tierwohl eine Rolle als nur die Rasse.
Wir beschränken uns hier auf Deutschland. Durch die regelhafte Haltung im Freien werden Schafe in Deutschland meist artgerecht gehalten.
Hier ist aber erkennbar, dass besonders die für die Landschaftspflege verwendeten Landschafe besonders viel Auslauf haben. Es gibt sogar noch vereinzelt Wanderschäfereien, die das ganze Jahr über mit ihren Schafen in einem Gebiet unterwegs sind. Die Wolle der Landschafe ist etwas rustikaler und dennoch lässt sie sich zu tollen Strick-Garnen verarbeiten.
Unter den Landschafrassen in Deutschland gibt es auch Merinolandschafe. Anders als die Langwollmerinos, lassen sie sich gut in Deutschland halten.
Wie sieht es mit Landschafrassen in Deutschland aus?
Wie schon erwähnt ist die Wolle von Merinolandschafen robust und rustikal.
Der globale Markt hingegen interessiert sich für feine Wolle, besonders bei Merinoschafen. Feine Wolle hingegen ist unter den heimischen Landschafrassen schwer zu finden. Neben der unzureichenden Subventionierung der Schafhaltung, der wenig ausgeprägten Wolltradition in Deutschland und dem Fakt, dass Schafwolle in der EU als Sondermüll zu entsorgen ist, erklärt das, warum es in Deutschland nahezu keine Wollindustrie mehr gibt.
Noch wichtig zu wissen: gerade die geringe Subventionierung bringt professionelle Schäfer-Betriebe dazu auch Lämmer zu verkaufen. So werden Tiere zur Landschaftspflege und Fleischproduktion parallel gehalten. Das Merinolandschaf ist hier ein wahrer Triathlet. Es gibt gutes Fleisch, 3–4 kg Rohwolle pro Jahr und erhält seine umgebende Landschaft.
Und besonders im Süden Deutschlands ist die Vielfalt der Rassen hoch.
Und die Zeit mit Abnehmer dieser Wolle scheint wieder aufzublühen. 🥳
Nur als Info. In der Nachkriegszeit lohnte es sich, Schafe zu halten und schwerpunktmäßig die Wolle davon zu verkaufen. Doch jetzt liegt der Kilopreis nicht mehr bei 8 DM, sondern bei 0,2 Euro pro Kilo Rohwolle.
Endlich gibt es Projekte, die aus dieser tollen Wolle Produkte herstellen.
❗️Solche Projekte leisten viel.❗️
Das Abnehmen lokaler Wolle schützt lokale Schafrassen und trägt zur Artenvielfalt bei.
Diese Schafe leben gut.
Diese Schafe leben glücklich.
Wobei gesagt werden muss, dass es letztlich vom Schäfer-Betrieb abhängig ist, ob die Schafe wirklich glücklich leben. Doch die Rahmenbedingungen in Deutschland bieten gute Chancen dafür. ✨
Schafrassen in Deutschland sind zum Beispiel:
- das Coburger Fuchsschaf,
- das Gotländische Pelzschaf
- und das Jakobschaf.
- Natürlich ist auch das Pommernschaf mit dabei.
Und in England sind es unter anderem die Shetland Schafe, welche sich eines guten Lebens erfreuen. All diese Rassen sind Landschafrassen.
Doch wie findest Du jetzt heraus, ob hinter Deiner Wolle ein glückliches Schaf steckt?
Das ist schwer!
Die Schafrasse hinter der Wolle ist häufig nicht aufgeführt, geschweige denn der Schafhalter. Da steckt noch Potenzial für Transparenz. Vorstellbar, dass hier bald eine Art Gütesiegel zu mehr Übersicht verhilft.
Aus diesem Grund recherchierte ich, wo Du guten Gewissens Wolle für Dein nächstes Projekt kaufen kannst.
Hier kannst Du guten Gewissens Wolle für Deine Strickprojekte kaufen.
In dieser Liste findest Du Wollhersteller und Handfärber, die Wolle von, teils sogar regionalen, Landschafrassen verwenden und genau so viel Wert auf Nachhaltigkeit und Tierwohl legen wie wir bei WUNDERSIE.
1. Rauwerk mit Sitz in München produziert Merino-Garne, die von deutschen Merinolandschafen kommen. Außerdem verkaufen sie die Wolle von anderen europäischen Marken, denen Tierwohl auch wichtig ist.
2. Garthenor ist ein Betrieb aus Großbritannien. Er ist sehr präsent auf dem deutschen Markt. Deren Wolle kommt von britischen Schafrassen und sie legen sehr viel Wert auf das Tierwohl.
3. Mährle, die glückliche Wolle aus Deutschland. Deren Website ist so transparent, dass Du sogar nach Schafrassen shoppen kannst.
4. Naturkinder ist ein Onlineshop mit Garnen und ausgewählten Produkten für Stricker:innen. In deren Angebot finden sich unter anderem Fuchsschafwolle und Merinowolle aus Deutschland.
5. Woollentwine stellt immer wieder neue und regionale Garne vor. Hinter Woollentwine steht eine Frau namens Jule. Als Handfärberin wählt sie vor Ort Garne aus, die regional hergestellt und mit Pflanzenfarben von Hand gefärbt wurden. Sie ließ sich sogar aufwendig Seidenmohairgarn produzieren, ohne, dass die Seidenraupen sterben mussten. Das alles tut sie aus tiefster Überzeugung und mit größtmöglichem Respekt für ihre Umwelt.
6. rh:ool Yarn ist ein Geschäft aus Düsseldorf. Frieda ergriff Eigeninitiative und kaufte einem Schäfer 300 kg Wolle ab. Diese hat sie aufbereiten lassen und verkauft jetzt die Wolle der Düsseldorfer Rheinschafe.
7. Elbwolle kommt aus der Nähe von Hamburg und verwendet Wolle der norddeutschen Landschafrassen für verschiedenste Zwecke.
8. Frankenwolle begann mit einem Handschlag zwischen Kai und einem Schäfer über einen riesigen Batzen geschorene Wolle. Und jetzt kann er stolz verkünden, dass sein Garn 100 Prozent von regionalen Schafen kommt. Er ist sogar regelmäßig bei der Schur dabei. Als einer der lieber einfach mit den Leuten vor Ort spricht/telefoniert, als sich im Web tot zu recherchieren, hat er eine starke Macher-Einstellung.
9. Lykke Sheepfarm ist eine Schäferin aus Norddeutschland. Sie bietet die Wolle ihrer eigenen Schafe an.
10. Schafwolle Höfer ist eine Spinnerei, welche sich auf regionale Wolle spezialisiert. Sie arbeitete z. B. auch mit dem Wanderschäfer Sven de Vries (@schafzwitschern) zusammen.
11. Paula & Konsorten ist eine der letzten Wanderschäferei, die jegliche Produkte rund um ihre Schafe (Wolle, Wurst, Dünger) als Direktvermarktung vertreibt.
12. Wollblüte ist ein kleiner Familienbetrieb aus Klingenberg. Neben der Wolle ihrer eigenen 10 Schafe lassen sie auch Wolle regionaler Schäfer zu verschiedenen Wollprodukten verarbeiten. Ihr Ziel ist, die Besonderheit der heimischen Wolle aufzuzeigen und die Schäfer mit der Abnahme der Wolle zu unterstützen.
Es gibt auch noch Westfalen Wolle und Finkhof und bestimmt noch viele andere, die ich noch nicht kenne.
Hoffentlich hast Du heute etwas Neues gelernt und freust Dich über das neu aufgesaugte Wissen. Ich freue mich, wenn Du hier bei uns im Shop stöberst.
Dort findest Du Produkte aus Lederpapier, um Deine Stricknadeln sicher und sorgsam aufzubewahren.
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1 Kommentar
Hallo liebe Anna,
vielen Dank für diesen sehr informativen Blog-Beitrag!
Ich stricke seit meiner Kindheit sehr gerne und habe mir bis jetzt wenig Gedanken zur Herkunft meiner Wolle gemacht. Das wird sich jetzt ändern, denn heute habe ich viel gelernt.
Ich habe viel Freude an diesem Blog, dem Instagram Account und der Kreativität, Qualität und Liebe, die hinter WUNDERSIE steckt!
Viel Glück und Erfolg wünsche ich euch auf eurem wunderbaren WUNDERSIE Weg!
Wollige Grüße,
Sarah